Am 27.09.2018 kamen rund 200 Besucher zur Dringlichkeitssitzung in die Rodener Kulturhalle. Die Dillinger Hütte und Vertreter des Landesamts für Umwelt- und Arbeitsschutz (welche im folgenden Artikel LUA genannt wird) sowie des Ministeriums für Verbraucherschutz sollten darüber informieren, was genau bei den Störfällen im August und September passiert sei und welche Auswirkungen diese Störfälle haben.
Zu dem sollten Verunsicherungen aus der ersten Stadtratssitzung geklärt werden, in der es hieß, die Dillinger Hütte habe keine Messergebnisse und verweise daher auf das LUA, was später als das LUA seine Messungen mit denen der Dillinger Hütte verglich für Verwirrungen sorgte. Bevor die Vertreter Rede und Antwort standen, gab es wie in der Stadtratssitzung üblich eine Bürgerfragestunde bei der weitere Fragen zu den bisher genannten Themen gestellt wurden. Darunter Fragen wie:
- Wie sieht es mit Feinstaub aus?
- Müssen wir uns um unsere Gesundheit und um die unserer Kinder Sorgen machen?
- Wie gefährlich sind die Rußpartikel in denen sich auch kleine Metallteile befinden können?
- Wie ist der jetzige Zustand des Ofens und muss man damit rechnen, dass solche Ereignisse erneut auftreten?
Anschließend gab es von den Vertretern der genannten Parteien Antworten.
Den Anfang machte der technische Vorstand der Dillinger Hütte Dr. Münnich. Dieser entschuldigte sich zuerst für die Vorkommnisse und dafür, dass die Bürger nicht so informiert wurden, wie sie es erwartet hätten. Anschließend ging er auf die gestellten Fragen ein. Fazit: Die Störungen sind getrennt voneinander zu betrachten und es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Umwelt, was von den Vertretern des LUA und des Ministeriums für Verbraucherschutz bestätigt wurde.
Die erste Störung entstand laut dem technischen Vorstand durch ein fehlerhaftes Softwareupdate am Hochofen IV. Dadurch wurde beim ersten Durchlauf der falsche Rohstoff in den Ofen gegeben, was eine große Anthrazitwolke als Folge hatte, welche in den Stadtteilen Roden, Fraulautern und Steinrausch für den Staubniederschlag sorgte.
Die Analyse des Staubs durch das LUA ergab eine Unbedenklichkeitserklärung. Die Presse wurde informiert und Geschädigte wurden angeschrieben. Danach sei der Hochofen bis zur zweiten Störung gut gelaufen.
Am 20.08. entstand dann der nächste Störfall. Im Hochofen entstand ein Überdruck, welcher zur Öffnung des Ventildeckels geführt hat. Dabei wurde Gas abgelassen. Dieses Gas entzündete sich und sorgte für laute Geräusche und eine Feuerfackel (siehe Link)
https://twitter.com/twitter/statuses/1042534735195660290
Es wurde um das Ofenumfeld CO gemessen, laut den Verantwortlichen lag der Wert bei Null.
Anschließend wurde das Wort an das LUA erteilt, dieses bestätigt die Angaben von Dr. Münnich. Beim ersten Störfall seien zwei Beschwerden beim LUA eingegangen. Bei der Störung am 20.08 seien es dann 15 Beschwerden gewesen. Daraufhin hat das LUA Ermittlungen vor Ort durchgeführt, dabei seien die Mess-Stationen in Dillingen und Fraulautern ausgewertet worden. Leider gibt es keine Mess-Station in Roden.
Am 22.08 wurden die Stadtsammelbehälter (insgesamt 8 Stück) ausgewertet. Diese werden in der Regel nur einmal im Jahr ausgewertet, aber auch diese ergaben keine Auffälligkeiten.
Am 23.08 stand dann fest, dass der Ofen IV die Quelle ist. Wisch- und Sammelproben wurden entnommen. Insgesamt wurden 1,5 Gramm Staub gesammelt und analysiert. Nach dem das Ergebnis feststand wurde der Umweltausschuss informiert und später das Ministerium für Verbraucherschutz.
Das Feinstaub-Messnetz habe keine Auffälligkeiten ergeben.
Danach stellten die Stadträte ihre Fragen:
Darunter die Frage warum die Dillinger Hütte bei den Messungen auf das LUA verweise.
Antwort Dr. Münnich: Das LUA darf Analysen akkreditiert durchführen, die Mess-Stationen der Dillinger Hütte seien nicht akkreditiert. Zu dem finde er die Bewertung durch das LUA neutraler.
Hubert Ulrich hatte drei Themenbereiche zu denen er Fragen stellte: Die Messbarkeit von Partikelgröße, Ausstoß Kohlenmonoxid (CO) und Dioxin. Im Vorfeld der Veranstaltung stellte er klar, dass die Grünen zur Dillinger Hütte stehen und sie sich über die Probleme der Dillinger-Hütte bewusst seien. Die Veranstaltung sei dazu da, um Transparenz über die Ereignisse zu schaffen.
Auf die Frage, ob Dioxine gemessen wurden, bekam er die Antwort, dass es keine Messeinrichtung gibt, die Dioxine misst.
Auf die Frage, wieso diese nicht mit Hilfe der Staubproben gemessen wurden, teilte das LUA mit, dass man nur 1,5 Gramm sammeln konnte und diese schon für andere Analysen verbraucht gewesen seien.
Auf die Frage, ob alle weiblichen Mitarbeiter vorsorglich nach Hause geschickt wurden, da ein CO Ausstoß hätte erfolgen können und dieser dann den Föten der schwangeren Frauen geschadet hätte, bekam er lange keine klare Antwort und musste mehrmals nachfragen. Letztendlich bestätigte dann Dr. Münnich, dass alle weiblichen Angestellten vorsorglich nach Hause geschickt wurden.
Auch auf die Frage wie groß der Gefahrenbereich gewesen sei, bekam er keine klare Antwort und musste erneut nachfragen. Auch das anliegende Umfeld hätte informiert werden müssen, wenn man vorsorglich alle weiblichen Mitarbeiter nach Hause schickt, da ein möglicher CO Ausstoß das ungeborene Kind gefährdet hätte.
Diesen Umstand hatte die Saarbrücker Zeitung bei der ersten Berichterstattung falsch dargestellt und hat ihn nachträglich korrigiert: https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarlouis/saarlouis/hubert-ulrich-fuehlt-sich-missverstanden_aid-33404221
Auf die Frage ob die Partikelgröße und Feinstaub analysiert wurden, teilte das LUA mit, dass die Partikelgröße aus den Proben nicht messbar gewesen sei, die Mess-Station für Feinstaub in Fraulautern aber keine Auffälligkeiten ergab.
Danach stellten weitere Stadräte ihre Fragen. Ein Stadtrat bemerkte, dass Herr Dr. Münnich bei der ersten Stadtratssitzung nicht so gut vorbereitet gewesen sei. Zu dem Vorwurf, dass im Staub auch winzige Metallpartikel waren, die den Lack der befallenen Fahrzeuge beschädigen können, antwortete das LUA, dass ihnen in den Proben keine Metallpartikel aufgefallen seien.
Zur Lebensmittelsicherheit teilte das Ministerium für Verbaucherschutz mit, dass man Lebensmittel aus dem Garten vor Verzehr waschen solle, dann könne man diese bedenkenlos verspeisen. Zu dem seien trotz Befürchtungen die Lisdorfer Aue von dem Staubniederschlag nicht betroffen.
Fazit der Sitzung: Viele Bürger, die an der Sitzung teilnahmen, waren mit der Informationspolitik und den gewonnen Erkenntnissen nicht ganz zufrieden. Auch die Saarbrücker Zeitung hat in Ihrem Bericht (https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarlouis/saarlouis/sondersitzung-zu-stoerfaellen-bei-der-dillinger-huette_aid-33350519) leider nicht alle Fakten wiedergegeben. Beide Punkte lassen sich aus den Leserbriefen, die an die Saarbrücker Zeitung gesendet wurden (https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarlouis/leserbriefe-zur-sondersitzung-stadtrat-saarlouis_aid-33463089) deutlich herauslesen.